Er hat den Beruf zum Hobby gemacht, sagt Rolf Heise. Der 55-jährige Rotenburger ist gelernter Fernmeldehandwerker. Seit einigen Jahren sammelt er Telefone für sein kleines Privatmuseum.
Rotenburg - Alles fing harmlos an, als er auf dem Dachboden ein altes Telefon seines Großvaters fand. Heise brachte es auf Vordermann und erwarb hin und wieder ein weiteres Modell, wenn es zufällig seinen Weg kreuzte. Es wurden immer mehr. „Das war ein Selbstläufer“, sagt er heute. Weil Freunde und Bekannte von seiner Sammelfreude wussten und anderen davon erzählten, wurden immer mehr Apparate an ihn herangetragen. Sie alle wurden zunächst in Kartons gesammelt.
Seit fünf Jahren geht Heise gezielt auf die Suche, recherchiert im Internet und besucht Flohmärkte, so sie denn stattfinden, und hat seine Sammlung inzwischen erheblich erweitert: Rund 200 Festnetzapparate sowie weitere 215 Handys drängen sich nun auf den Regalen, die er in ein „Museumszimmer“ geschraubt hat. Die klassischen Handys reichen von den riesigen schwarzen „Knochen“ aus der Frühzeit der mobilen Telefonie Ende der 1980er-Jahre bis hin zu aktuellen Modellen. Smartphones sind allerdings rar.
Laien bemerken häufig keine großen Unterschiede zwischen den Apparaten. Doch Fachmann Rolf Heise kennt auch das Innenleben der Festnetzmodelle und weiß deshalb, dass er lauter Einzelstücke besitzt. Alle sind funktionsfähig, dafür hat der Kommunikationsspezialist selbst gesorgt. Darunter befinden sich auch Telefone, die nur für den Dienstgebrauch benötigt wurden und ausschließlich über ein eigenes Netz funktionierten, etwa die der Bahn oder der Post. Der Sammler hat sich auf die Modelle von Post und später Telekom spezialisiert. „Ich möchte jedes Modell haben, das bis Ende der 1990er-Jahre auf den Markt kam“, sagt er.
Räumlich ist er allerdings schon jetzt an seine Grenzen gekommen. Sein Telefonzimmer ist voll belegt. Zusätzliche Apparate müssen erst mal zwischengeparkt werden. Was sagt seine Familie zu diesen eher ungewöhnlichen Sammelobjekten? „Die hat sich daran gewöhnt“, weiß Heise. Schließlich kann und konnte sie davon profitieren: Der Telefontechniker hatte schon in vorschnurloser Telefonzeit eine hauseigene Anlage gebastelt und jeden Raum damit verbunden. Ausreichend Apparate hatte er damals schon.
Rolf Heise hat beruflich die wohl spannendste Zeit der Kommunikation erlebt, weil weltweit die Verkabelung und Digitalisierung begann und weiterentwickelt wurde. Seine Ausbildung begann er bei der Post, als die noch für alles zuständig war, arbeitete dann für die Telekom, und wechselte den Arbeitgeber, aber kaum den Arbeitsplatz: Seine Sparte der Vermittlungstechnik wurde immer wieder weiterverkauft. „Geändert hat sich eigentlich immer nur der Briefkopf“, schmunzelt er.
Inzwischen hat er aber tatsächlich einen anderen Arbeitsplatz: Rolf Heise arbeitet bei MK Systems in Sterkelshausen mit 50 Mitarbeitern. Sein Sohn Michael setzt dort ebenfalls die Tradition fort. Denn aus Tradition ist Rolf Heise zur Post gegangen: „Mein Opa war Fernmelder, mein Vater und mein Bruder waren bei der Post. So habe ich auch dort angefangen.“ Und somit den Beruf ergriffen, den er jetzt zum Hobby gemacht hat. (Silke Schäfer-Marg)
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