Alpha Tauri will mit dem AT02 im vorderen Mittelfeld herumgeigen. Auf den ersten Blick waren am Neuwagen aber nicht besonders viele Modifikationen zu erkennen. Technikchef Jodie Egginton verrät, wo die Ingenieure Hand angelegt haben.
26.02.2021
Mit dem Team-Launch am Freitag (19.2.) läutete Alpha Tauri offiziell die zweite Saison des Rennstalls ein. Wurde die Geburt vor zwölf Monaten noch vor großem Publikum im Hangar 7 gefeiert, suchte sich das Team nun ganz Corona-konform eine kleinere Bühne. Pierre Gasly und Yuki Tsunoda durften in einer Filiale des gleichnamigen Modelabels einen ersten Blick auf das neue Auto werfen. Wobei es sich eigentlich gar nicht um den AT02 handelte, der da zwischen den Kleiderstangen posierte, sondern um einen umlackierten AT01.
Einen besseren Eindruck vom neuen Einsatzfahrzeug lieferten Computergrafiken, die der Rennstall parallel zum Team-Launch verschickte. So ganz vom Hocker konnten die Renderings die Fans aber nicht reißen. Optisch erinnert das 2021er-Modell stark an seinen Vorgänger. An der Front findet sich nun mehr blaue als weiße Farbe. Dafür strahlen die Felgen nun hell, als wären sie in ein Milchbad getunkt worden.
Technische Modifikationen waren auf den ersten Blick noch nicht viele zu erkennen. Klar, der Unterboden zeigte am hinteren Ende wie vom Reglement verlangt einen tiefen Einschnitt. Dazu entdeckte man auch noch kleinere Retuschen am Front- und Heckflügel sowie den seitlichen Leitblechen. Aber wie ein völlig neues Modell wirkte der AT02 auf den ersten Blick irgendwie nicht.
Veränderungen auf und unter der Haube
Die ganze Wahrheit kam erst beim Shakedown an Mittwoch (24.2.) ans Tageslicht. Als Gasly und Tsunoda die ersten Runden mit dem neuen Modell in Imola abspulten, entdeckten aufmerksame Zaungäste, dass die Nase ganz anders aussieht als auf den Bildern, die beim Launch gezeigt wurden. Sie kommt nun ohne hässlichen Stummel an der Spitze daher und erinnert mehr an das Modell von Mercedes.
Laut Technik-Direktor Jodie Egginton ist der AT02 nicht nur ein Evolutionsmodell: "Die Änderungen am Unterboden, dem Diffusor und den Bremshutzen, die vom Reglement verlangt wurden, haben eine Vielzahl von Optimierungsmaßnahmen zur Folge gehabt. Das ging weit über die üblichen Anpassungen an neue Technikregeln hinaus. Fast alle Oberflächen wurden modifiziert, und auch unter der Verkleidung wurde eine Vielzahl von Elementen neu angeordnet."
Eigentlich sollte die Beschneidung der Aerodynamik den Abtrieb um zehn Prozent senken, damit die Belastung der Pirelli-Reifen nicht immer weiter ansteigt. Doch die Techniker der Teams lassen sich von den FIA-Experten nicht so einfach ausbremsen.
"Wir haben viel Zeit damit verbracht, die Aerodynamik-Verluste wieder auszugleichen, und parallel versucht, das aerodynamische Arbeitsfenster des Autos zu vergrößern. Ich will noch keine genauen Zahlen nennen, wie schnell unser Auto sein wird, aber alles in allem sollten wir ein Performance-Level erreichen, das ungefähr auf Saisonmitte des Vorjahres liegt."
Laut Egginton soll die Entwicklung am 2021er-Modell während der Saison noch weiter fortgeführt werden: "Allerdings müssen wir dabei die Ressourcen zwischen dem 2021er- und dem 2022er-Auto immer so aufteilen und anpassen, das wir am Ende das maximale Potenzial für beide Projekte herausholen."
Token-Einsatz für Nase
Wie in den beiden Vorjahren wird Alpha Tauri wieder mit dem Getriebe und Aufhängungsteilen von Red Bull antreten. Wegen der eingeschränkten Entwicklung entschieden sich die Techniker dieses Jahr aber dazu, nicht auf den letzten Entwicklungsstand aufzurüsten, sondern die alten Teile aus der Vorsaison weiter zu verwenden.
"Wir haben unsere beiden Entwicklungs-Token lieber für die neue Nase und ein Redesign der vorderen Aufhängung aufgehoben. Damit durften wir laut Reglement auch auf die 2020er-Elemente der Lenkung von Red Bull aufrüsten", erklärt Egginton den Schritt.
Erschwert wurde die Entwicklung nicht nur durch die Corona-Pandemie, die in der Fabrik zu kleineren Umstrukturierungen führte, sondern auch durch den Umzug in einen neuen Windkanal. Nachdem jahrelang Aero-Versuche mit einem 50-Prozent-Modell in Bicester durchgeführt wurden, hat man sich nun bei Red Bull in Milton Keynes eingemietet, um mit einem 60-Prozent-Modell verlässlichere Daten zu sammeln. "Der Übergang lief reibungslos", freut sich Egginton. "Jetzt müssen wir nur noch klären, wie wir die begrenzten Durchläufe zwischen dem 2021er und dem 2022er Auto aufteilen."
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