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Förderprogramm: Bund unterstützt Unternehmen bei Innovationen ohne Technik – mit ersten Erfolgen - Handelsblatt

Wirtschaftsminister Altmaier

Berlin Sie reißen Opas Häuschen ab und geben den Schutt auf die Deponie? Andere könnten ausrangierte Fenster, alte Holzdielen oder Ziegel vielleicht noch gebrauchen. Die Stuttgarter Firma Concular hilft dabei, wertvolle Baustoffe zu identifizieren, und organisiert den Kontakt zu potenziellen Abnehmern. „Wiederverwenden statt verschwenden“ ist die Devise – gerade jetzt im Bauboom. 

Concular ist ein Beispiel für eine „nicht technische Innovation“, die segensreiche Effekte haben kann. Bisher fielen solche Innovationen jedoch in den meisten Förderprogrammen des Staates durch den sprichwörtlichen Rost. Um dem entgegenzuwirken, hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Programm aufgelegt, das seit 2019 Innovationen für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP) fördert. Das Volumen wurde während der Pandemie von 25 auf 35 Millionen Euro erhöht. 

Nun fällt eine erste Evaluation des Gesamtprogramms des Wirtschaftsministeriums positiv aus: Der wirtschaftliche Effekt könne zwar noch nicht abgeschätzt werden, doch das Programm „schließt eine Leerstelle in der deutschen Förderlandschaft“ und sollte verstetigt werden, heißt es in dem Gutachten, das dem Handelsblatt vorliegt. Andere Länder wie Österreich oder Frankreich seien hier schon viel weiter.

Insgesamt bewarben sich seit 2019 1780 Unternehmen, vor allem aus modernen Dienstleistungsbereichen wie der IKT-Branche, der Kreativwirtschaft oder der digitalen Bildung. Drei Viertel hatten weniger als zehn Beschäftigte. Gefördert wurden am Ende 280. Diese „eher niedrige Bewilligungsquote“ zeige die erfolgreiche Mobilisierung und den großen Bedarf der Zielgruppe an einer Förderung von nicht technischen Innovationen.

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Viele davon hätten ohne das Programm am freien Markt keine oder weniger Unterstützung bekommen, so die Gutachter. Die große Mehrheit erwarte nachhaltigen Umsatz, zudem gebe es teilweise positive Effekte über das einzelne Unternehmen hinaus für ganze Marktsegmente. 

Wirtschaftsministerium sieht sich bestätigt

Ein weiteres Beispiel für die Innovationen liefert auch das Unternehmen Quatropus aus Dresden: Es entwickelt „Quatrolingo“, ein digitales System, das Sprachdienstleistungen direkt zwischen Auftraggebern und Dienstleistern vermittelt. Im Programm sind Dolmetscher für Gerichtsverhandlungen, Übersetzer von Urkunden oder Webseiten oder auch Sprachlehrer für die Firma und privat. 

„Vila Health“ aus Berlin schließlich arbeitet an einem professionellem App-gestützten Angebot zur psychologischen Unterstützung und Begleitung von Menschen mit chronischen Erkrankungen. „Wir möchten, dass jeder Mensch, der mit einer chronischen Erkrankung lebt, die Möglichkeit hat, einfach und frühzeitig, begleitende emotionale und psychologische Unterstützung zu bekommen – und das smart, digital und sympathisch“, sagt Gründerin Laura Korcik. 

Wie wichtig Innovationen abseits der bekannten technischen Trampelpfade sind, die seit Langem durch das ZIM-Programm des Wirtschaftsministers gefördert werden, zeige auch das kürzlich vorgestellte Konzept für Soziale Innovation, heißt es im Haus von Peter Altmaier (CDU). Das Programm zielt auf Innovationen im Bereich Bildung und Informationszugang.

Dafür hatten sich unter Federführung des Bundesforschungsministeriums neun Ressorts zusammengetan. Das ZIM (Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand) ist ein Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die neue Produkte, technische Dienstleistungen oder bessere Produktionsverfahren entwickeln.

Auf eine ressortübergreifende Koordination hatten vor allem das Hightech-Forum – ein Kreis von Vertretern der Wirtschaft und der Wissenschaft, der den Bund bei der Umsetzung seiner „Hightech-Strategie 2025“ berät – und die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) gedrängt. Letztere empfahl auch, soziale Innovationen stärker zu berücksichtigen. Auch der Bundestag hatte 2020 die Bundesregierung aufgefordert, ein ressortübergreifendes Konzept für die Förderung von sozialen Innovationen zu entwickeln.

Mehr: Innovationsberater der Bundesregierung fordert Digitalministerium

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